Der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer kämpft gegen einen mutmaßlichen Patentklau – aber nicht etwa in China, sondern in Deutschland. So beginnt die Wirtschaftswoche ihren Bericht über einen Streit in der Maschinenbaubranche, der“ längst das Zeug zum Wirtschaftskrimi“ habe. Nachdem KDM maßgebliche Unterlagen herbeigeschafft hatte, wurden die Gerichte aktiv.
Auszug aus dem Wiwo-Bericht:
Klaus-DieterMatschke, früher Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) und beteiligt am Aufbau des Verfassungsschutzes in Sachsen-Anhalt, sitzt hinter einem schweren Schreibtisch in seiner Frankfurter Unternehmensberatung KDM Sicherheitsconsulting und zündet sich eine Zigarette an. Bereits vor sechs Jahren landeten Gumbels Fotos von der Blechdruckmaschine mit den ausgestanzten Löchern auf dem Schreibtisch des Privatermittlers. Damals hatte Gumbel das mutmaßliche Plagiat gerade bei einem Kunden in den Niederlanden entdeckt. Die Fotos der Anlage waren der Anfang von Matschkes Auftrag für KBA Metalprint.
Aus dem Arsenal seiner Schränke zieht Matschke einen Aktenordner hervor und schlägt ihn auf. Zu sehen sind Fotos von Nummerntafeln, von Gesichtern, von Maschinenteilen. Versehen sind die Fotos mit Uhrzeiten und detaillierten Beschreibungen. Monatelang hat Matschke mit seinen Mitarbeitern vor der Hebenstreit-Zentrale auf der Lauer gelegen und hat Observationsprotokolle angefertigt. Fündig wurde er schließlich im Müll des Unternehmens. „Wir fanden Papierschnipsel, die aussahen wie Teile eines Bauplans“ ,sagt Matschke. Gumbel nahm die Schnipsel 2013 von Matschke in seinem Büro entgegen. Der KBA Metalprint-Chef und der Detektiv fügten die Teile zusammen, legten den Bauplan der KBA-Maschine darunter und hielten die beiden Blätter gegen das Licht. Die Linien waren deckungsgleich, sagt Matschke. Die laut Matschke aus dem Müll von Hebenstreit in Pleidelsheim bei Stuttgart gefischten Pläne waren offenbar identisch mit jenen von Koenig & Bauer. Gumbel erstattete Anzeige wegen Diebstahls von Betriebsgeheimnissen.
2015 folgte die Polizeidurchsuchung bei Hebenstreit. Die Ermittler sicherten technische Zeichnungen, Pläne und E-Mails. Durch technische Verfahren stellte die Polizei fest, dass mehr als 15 000 der Dateien „zu 100 %in identischer Form auch auf dem KBA-Server zu finden sind“. Zudem fanden die Ermittler eine „Vielzahl technischer Zeichnungen mit Logos von KBA“.
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Dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart sich seit Jahren hinziehen, zermürbt beide Seiten. Während Winkler über die Aggression eines Monopolisten klagt, ärgert sich Gumbel: „Alle reden über Raubkopien aus China. Aber wie sollen wir gegen chinesische Plagiate vorgehen, wenn wir nicht einmal einen Plagiatsfall in Stuttgart lösen können?“
Gumbel ist überzeugt, dass ohne die Hinzuziehung des Privatermittlers Matschke die Gerichte nie aktiv geworden wären. „Bis die Sache bei der Staatsanwaltschaft aktiv verfolgt werden kann, müssen hinreichend belastende Fakten auf den Tisch gebracht werden. Für viele Unternehmen sind die damit verbundenen Kosten kaum zu bewältigen.“
Wirtschaftswoche vom 29. März 2018