WiWo-Interview: So hilft KDM gegen Industriespionage

Die Wirtschaftswoche sprach mit Klaus-Dieter Matschke über perfide Fälle von Industriespionage und wie er selbst in einen Agentenkrimi verwickelt wurde.

Das Interview im Wortlaut:

Herr Matschke, Sie haben viele Jahre für den Bundesnachrichtendienst gearbeitet und waren etwa am Aufbau des Verfassungsschutzes in Sachsen-Anhalt beteiligt. Heute beraten Sie Mittelständler mit Ihrem Unternehmen KDM Sicherheitsconsulting. Wofür brauchen Unternehmen Ihr Geheimdienst-Know-how?

Wir nähern uns den Problemen unserer Kunden gänzlich anders als etwa Polizeiermittler. Gerade bei Industriespionage stehen uns viel weitreichendere Methoden zur Verfügung, als sie bei der Polizei zum Einsatz kommen. Gerade Mittelständler kommen sehr oft zu uns, wenn die Polizei ihnen nicht weiterhelfen kann.

Mit welchen Problemen wenden sich Mittelständler am häufigsten an Sie?

Der klassische Fall ist, dass ein Mittelständler auf einer Messe sein Produkt unter einem anderen Label wiederentdeckt. Dann wollen die Unternehmer natürlich wissen, woher dieses Produkt kommt, wer es hergestellt hat und wie es möglich gewesen ist, dass die Informationen zum Produkt an Dritte gelangen.

Wie geschieht das denn?

Sehr häufig sind Mitarbeiter des eigenen Unternehmens in die Weitergabe involviert. Nicht selten kommen langjährige Mitarbeiter auch auf die Idee, dass sie die Produkte des Unternehmens genauso gut oder sogar viel besser herstellen könnten und machen sich selbständig. Der Anfang dieser neuen Firma besteht meist im Know-how des alten Unternehmens. Meist sind das im Bereich Maschinenbau Baupläne oder im Bereich Pharma Rezepturen, die als Grundlage einer Fälschung

Können Sie konkrete Fälle nennen, in denen Mitarbeiter als Täter agierten?

Da gibt es massenhaft Fälle. Sehr dreist waren etwa Mitarbeiter eines Maschinenbauunternehmens, für das wir tätig waren. Der Chef konnte sich seine hohen Einkaufskosten nicht erklären und wandte sich an uns. Wir fanden heraus, dass ein paar besonders fleißige Mitarbeiter sogar am Wochenende Maschinen fertigten und sie nach Dienstschluss zu Kunden brachten. Allerdings verdiente das Unternehmen keinen Cent damit. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter hatte eine Art Unternehmen im Unternehmen gegründet und wirtschaftete mit den Produkten des Unternehmens auf eigene Kasse. Das war eine besonders perfide Art der Industriespionage. Denn dass die eigenen Mitarbeiter Maschinen nachbauen und jemand vom Vertrieb beim Verkauf hilft, damit rechnet man als Unternehmer nicht.

Wie kommen Sie den Tätern auf die Schliche?

Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Manchmal machen die Täter es uns aber auch einfach. Für einen Pharmakonzern gingen wir etwa einem Korruptionsverdacht in den Reihen des Unternehmens nach. Besonders ein Mitarbeiter lenkte dabei den Verdacht auf sich. Denn der hatte seinen alten VW gegen einen neuen Porsche eingetauscht und ließ sich gerade eine Villa bauen. Da fragte ich mich natürlich, wo all das Geld herkommt. Deshalb habe ich mich als Verkäufer von Verpackungsmaschinen für Tabletten ausgegeben und kam dem Geheimnis des Reichtums auf die Spur: Der Mitarbeiter verlangte illegale Provisionen für den Abschluss von Verträgen. Da kamen Millionenbeträge zusammen.

Wirtschaftswoche vom 11. Mai 2018