LexisNexis: Wie funktioniert eigentlich Due Diligence?

LexisNexis bietet professionelle Recherchedatenbanken für unterschiedlichste Anforderungen. Die Redaktion wollte von KDM wissen, wie Due Diligence Investigations „funktionieren“. Die Antworten von Klaus-Dieter Matschke wurden von LexisNexis veröffentlicht, wir geben sie hier im Wortlaut wieder.

Herr Matschke, zu den Leistungen von KDM gehören unter anderem Forensik und Due Diligence Investigations. Ab wann kommen Sie und Ihre Mitarbeiter denn ins Spiel bei der Überprüfung von Geschäftspartnern?

Unsere Kunden vertrauen auf unsere Leistungen, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen die klassischen Instrumente zur Schadensprävention im Rahmen der Überprüfung mit „gebotener Sorgfalt“ nicht ausreichen. Bei diesen klassischen Instrumenten handelt es sich in der Regel um vom Geschäftspartner ausgefüllte Fragebögen, Recherchen in öffentlichen Suchmaschinen, Prüfungen gegen PEP- und Sanktionslisten oder Auskunftsdateien von Bonitätsinformationen.

Fakt ist jedoch, dass manche Unternehmen, vor allem in Risikoländern oder sanktionierten Ländern, recht kreativ sind, wenn es darum geht, Sanktionen zu umgehen oder Geld zu waschen. Über eine normale Due Diligence ist ein solch raffiniertes Versteckspiel in der Regel nicht aufzudecken und ein deutsches Unternehmen kann sich im schlimmsten Fall trotz Überprüfung des ausländischen Unternehmens strafbar machen.

Hat ein deutsches Unternehmen also Zweifel an der Redlichkeit des Geschäftspartners, werden wir beauftragt, folgende Fragen zu klären:

  • Welchen Background hat die zu überprüfende Person?
  • Gibt es ein Reputationsrisiko für mein Unternehmen?
  • Sind fragwürdige Strukturen zu erkennen?
  • Ist das Umfeld der zu überprüfenden Firma politisch beeinflusst?
  • Existiert eine nachhaltige Gefahr für den Investor?
  • Gibt es valide Referenzen?
  • Oder ist der potenzielle neue Geschäftspartner in der Vergangenheit mit bedenklichen Geschäftspraktiken aufgefallen?

Ist es da nicht besser, gleich die Behörden einzuschalten?

Solange keine kriminelle Handlung offensichtlich vollzogen worden ist, gibt es keine Möglichkeit eine Behörde einzuschalten, erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Und dann kann es nach unseren Erfahrungen sehr lange dauern, bis ein Unternehmen die gewünschten Informationen von einer Behörde erhält, wenn es überhaupt eine Rückmeldung erhält.

Ich will mit dieser Aussage keine böswilligen Unterstellungen leisten, es ist jedoch so, dass eine Ermittlungsanfrage über diesen Weg zum Beispiel aufgrund von personellen Engpässen innerhalb der Behörden sowie der Priorität von tagesaktuellen Vorkommnissen nicht unmittelbar und mit hohem Druck bearbeitet werden kann. Vor allem, wenn mit ausländischen Behörden kooperiert werden müsste, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass es überhaupt zu einer grenzübergreifenden Untersuchung kommt.

Unternehmen müssen aber kritische Situationen schnell lösen, um kriminelle Handlungen zu beenden und so eventuelle Schäden zu reduzieren und auch um wettbewerbsfähig zu bleiben. Da können wir mit unserem internationalen Netzwerk postwendend behilflich sein.

Wie sehen solche Überprüfungen in einem Risikoland aus?

In kritischen Fällen ist eine Vor-Ort-Recherche absolut geboten, um ein höchstes Maß an Klarheit zu schaffen. Dies ist in der Regel für einen Compliance-Manager nur begrenzt oder unmöglich.

Er hat nicht gelernt zu ermitteln und selbst wenn er es könnte, ihm würde die Zeit fehlen. Er kann sich die Gesetze und Richtlinien fremder Länder aneignen, aber wie soll er prüfen, ob die eingehalten werden? Er kennt weder die Mentalität, die Sprache und braucht Kontakte um an Hintergrundinformationen zu kommen, die vor Fehlentscheidungen schützen. Nehmen wir beispielsweise ein Unternehmen, das in China produzieren will und für das das Thema Umweltschutz eine enorm wichtige Rolle spielt. Jeder Verstoß gegen die Umweltschutzstandards stellt ein Reputationsrisiko dar, das zwangsläufig auch finanzielle und möglicherweise juristische Folgen nach sich zieht.

Ortskundige Insider und Experten, die sich sowohl mit dem Land und dessen Gesetzen auskennen, helfen bei den Ermittlungen. Standardmäßig überprüfen sie zum Beispiel Geschäftsangaben, Kontakte und Adressen:

  • Gibt es die Niederlassung tatsächlich?
  • Entsprechen die Aussagen, die das Unternehmen macht, der Wahrheit?
  • Ist das Unternehmen wirklich gemeldet?

Darüber hinaus führen wir forensische Interviews, um zu erfahren, ob der zukünftige Geschäftspartner vielleicht kriminelle Verbindungen hat oder an wen er liefert.

Klar ist, dass es keine absolute Absicherung gibt. Aber wir können die Risiken von Fehlentscheidungen deutlich minimieren.

Eine lückenlose Dokumentation der Untersuchungsergebnisse ist für uns natürlich selbstverständlich.

LexisNexis am 17. April 2015