KDM in der FNP: Es kann jederzeit passieren

Klaus-Dieter Matschke wurde nach dem Attentat von Paris von einem Redakteur der Frankfurter Neuen Presse (FNP) interviewt. Vor allem interessierte die Frage, ob die Gefahren auch bei uns drohen. Das Interview im Wortlaut.

Herr Matschke, kann ein Anschlag wie in Paris auch in Deutschland stattfinden?

Ein solcher Anschlag kann in jeder Stadt Europas stattfinden. Ganz ehrlich, erwarte ich schon lange einen Terroranschlag des Islamischen Staates (IS) in Deutschland, auch wenn der Verfassungsschutz Hessen kürzlich verkünden ließ, es gäbe keine Bedrohungssituation. Wenn ich aber sehe, was passiert, ist dies eine unseriöse Aussage. Es könnte bald so sein, dass einer der fanatischen Anhänger des IS, der von diesen Hasspredigern ordentlich aufgeheizt worden ist, aus Syrien heimkehrt und aggressiv agiert.

Die Redaktion des islamkritischen französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ stand unter Polizeischutz. Wie konnte es trotzdem zu diesem Attentat kommen?

Generell wird Polizeischutz von beiden Seiten am Anfang sehr ernst genommen, aber die Wachsamkeit lässt mit der Zeit nach. Wenn ich richtig informiert bin, wurde die Redaktion seit dem ersten Anschlag 2011 bewacht, das ist eine lange Zeit.

In den Medien wurde gestern vermutet, dass das Attentat sorgfältig geplant worden sein könnte.

Momentan sind zwar zwei Täter identifiziert, aber man weiß noch nichts Genaueres – außer dass einer der Täter bereits im Gefängnis saß, weil er in den Dschihad im Irak ziehen wollte. Alles deutet derzeit daraufhin, dass es sich wahrscheinlich um drei Täter handelt. Und dann ist da die Aussage einer überlebenden Redaktionsmitarbeiterin, die Täter hätten gesagt, dass sie der Al-Qaida nahestehen. Es könnten aber auch Syrien-Heimkehrer sein. Und der Eindruck drängt sich auf, dass sie militärisch ausgebildet sind. Ohne konkrete Angaben ist es derzeit schwer zu sagen, ob die Täter oder eine terroristische Organisation am Steuer waren. Auffallend ist jedenfalls, dass die Täter erst ins falsche Haus in die Hausnummer 10 eindrangen und dann in die Nummer 8. Meiner Meinung nach war das ein purer Zufall, dass sie genau in die Konferenz platzten.

Können sich die Menschen überhaupt vor Attentaten schützen?

Nein. Unser Alltag ist unkontrollierbar, es kann ständig passieren. Es gibt keinen Schutz.

Frankfurter Neue Presse vom 10. Januar 2015