Bitcoin: Kann schnell Reichtum bringen – aber auch schnell arm machen

Jeden Tag finde ich derzeit neue E-Mails im Posteingang vor. Mal prosaisch: „Seien Sie dabei, wenn der digitale Währungsmarkt blüht!“ Mal lockend: „So machen Sie aus einer bescheidenen Anfangsinvestition einen lohnenswerten Profit!“ Mal drängend: „Nutzen Sie Ihre finanziellen Mittel gewinnbringend!“

Es geht um den Bitcoin. Die prominenteste Kryptowährung hat kürzlich ein neues Allzeithoch erreicht, demnächst steht ein Halving an. Selbst seriöse Magazine wie die „Wirtschaftswoche“ wirken wie im Rausch: Die Zeitschrift hat auf ihrer Webseite einen Realtime-Countdown mit dem voraussichtlichen Halving-Termin eingebaut.

Viele Menschen hoffen auf den schnellen und großen Gewinn. Sie wollen ihre Ersparnisse anlegen – und das wiederum lockt Betrüger. Die agieren längst weltweit, weshalb besondere Vorsicht bei Anlegern geboten ist.

Ich erinnere mich: Vor zwei Jahren hatte sich bei mir ein bayerischer Bauunternehmer gemeldet. Ein cleverer Mann, der sein Unternehmen von der Pike aufgebaut hatte. Der Verkauf eines Mehrfamilienhauses hatte ihm ordentlich Geld in die Kasse gespült, das er bestmöglich anlegen wollte. Natürlich war er felsenfest davon überzeugt, dass ihn kein Mensch reinlegen würde, ihn doch nicht! Niemals!

Er leistete mehrere Zahlungen per Bitcoin an einen Finanzdienstleister, der mit großen Gewinnversprechungen lockte – und den er, natürlich, richtig gut gecheckt hatte. Dachte er wenigstens. Es schien auch alles bestens zu funktionieren: Auf dem Papier vermehrte sich das Geld, regelmäßig rief ihn das Unternehmen an, er schoss eine größere Summe nach, sein Guthaben wuchs und wuchs…

…bis er Liquidität benötigte und um Auszahlung bat. Da wurde es um das Unternehmen, das vorher so laut getönt hatte, auf einmal ganz still. Und plötzlich war alles weg, das angelegte Kapital wie auch die vermeintlich fetten Gewinne…

Im Auftrag des Bauunternehmers sind mein Team und ich der Spur des verschwundenen Geldes gefolgt. Die angegebene Adresse auf den Marshall-Islands entpuppte sich recht schnell als Briefkasten. Wir fanden auch heraus: Die Accounting-Systeme und Callcenter wurden aus Indien heraus betrieben, wobei in Europa mehrere lokale Agenturen unterhalten wurden. Alle beteiligten Unternehmen, Marken und Websites nutzten estnische Zahlungsabwicklungs-Unternehmen.

Die Geldströme führten durch verschiedene Länder – Ukraine, Bulgarien, Estland, auch Israel, Frankreich und Großbritannien. Wir konnten die Hintermänner enttarnen, die vermeintlichen Täter lokalisieren – am Ende übernahmen die Ermittlungsbehörden den Fall.

Warum ich das erzähle? Im letzten Jahr bewegte sich der Wert des Bitcoins meist um die 25.000 Euro; am 14. März dieses Jahres erreichte er mit über 67.000 Euro ein neues Allzeithoch. Da wäre man schon gerne dabei gewesen!

Demnächst steht das Halving an, ein Ereignis, das nur ungefähr alle vier Jahre vorkommt. Es verringert das Angebot neuer Bitcoins: Wenn die Nachfrage danach gleich bleibt oder gar ansteigt, geht der Preis nach oben. Schon träumen Optimisten von einem Kursanstieg auf über 100.000 Euro.

Und deshalb tobt gerade wieder ein Bitcoin-Hype durchs Internet. Was keinen hindern soll, jetzt mitzuspekulieren: Jedem sei der schnelle Gewinn gegönnt! Aber ich rate zu großer Vorsicht: Jede Menge Firmen tauchen derzeit im Internet auf (und melden sich per E-Mails). Sie versprechen tolle Gewinne, ganz schnell, ganz einfach alles.

So funktionieren die Betrugsmaschen mit Kryptowährung: 

Falsche Webseiten: Die Betrüger fälschen Trading-Plattformen, die den Original-Webseiten zum Verwechseln ähnlich sehen. Auf diese Weise können sie die sensiblen Daten ihrer Opfer erbeuten – und dann meist das Krypto-Vermögen abräumen. 

Krypto-Phishing: Die Betrüger wollen an das Wallet ihrer Opfer ran. Dafür benötigen sie den Schlüssel oder Private bzw. Public Key der digitalen Geldbörse. Sie verschicken Mails, in der zum Beispiel auf eine Sicherheitsbedrohung hingewiesen wird. Man soll über einen Link in der Mail das Passwort ändern – der Link führt allerdings direkt zu den Betrügern, die danach das digitale Vermögen abgreifen können.

Pump-and-Dump:  Über Social Media werden Coins als besonders lukrativ angepriesen. Das lockt viele Käufer, der Preis der Kryptowährung geht in die Höhe. Dann verkaufen die Täter ihr gesamtes Investment – der Kurs bricht zusammen. Nur die Gründer der Währung machen Kasse.

Noch einmal: Mit Bitcoin lässt sich gutes Geld verdienen – wenn man aufpasst. Wer dabei sein möchte: Ich wünsche viel Erfolg! Doch beherzigen Sie den wichtigsten Praxis-Tipp: Machen Sie einen großen Bogen um Handelsplattformen, die ohne Erlaubnis in Deutschland agieren! Ob ein Anbieter die Zulassung hat, erfahren Sie zuverlässig in der Unternehmensdatenbank der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). 

Alle weiteren Sicherheitsmaßnahmen – Impressum einer Webseite prüfen, bei Anrufen aus dem Ausland doppelt vorsichtig sein (vor allem, wenn man nicht zurückrufen kann) – sollten selbstverständlich sein. Und wenn Sie kontaktiert werden, ohne dass Sie zuvor Interesse an Kryptowährungen gezeigt haben: am besten gleich auflegen.

Sollten Sie bereits einem Betrug aufgesessen sein, sprechen Sie mich an: Vielleicht gibt’s ja noch eine Chance! Vielleicht können wir Ihnen helfen, wieder an Ihr Geld zu kommen. Auch wenn Sie weitere Fragen haben: Melden Sie sich gerne bei mir.